architektur.frühstück.tisch

ein wettbewerb der kunsthochschule linz

copyright © motu 1998

urbanität - der versuch einer annäherung:

was ist urbanität? wo begegnet man ihr, wo beginnt sie und wo endet sie wieder. ein oft gebrauchter begriff, und keiner kennt die genaue definition.
die individuelle fortbewegung hat eine ersetzung von urbanität durch individualismus zur folge. unser leben hat sich in ein schnelleres gewandelt. die menschen sind flexibler und unabhängiger denn je zuvor, sie sind nicht mehr gezwungen die öffentlichkeit in dem ausmaß zu konsumieren, wie früher. die wahrnehmungen des einzelnen können auf ein minimum reduziert werden. die entstandenen strukturen mit ihrer dichte werden vom verkehr zerschnitten und aufgelöst. die städte wie wir sie bisher kannten erliegen den sich immer weiter entwickelnden kreisläufen, zerfliessen in ort und zeit.

durch die moderne telekomunikation hat eine modifizierung vieler begriffe stattgefunden. nachbarschaft ist nicht mehr über räumliche nähe zu definieren, das internet mit seiner komplexen struktur entwickelt sich explusionsartig und löst die bisher gekannten territorialen dimensionen auf. es findet ein wechselspiel von realem raum und virtuellem raum statt, der bewohner pendelt zwischen identität und anonymität. der urbane bereich ist eine erlebniswelt, wir stillen unseren hunger, befriedigen unsere bedürfnisse, das publikum sind wir, die anderen sind die akteure.

eine kombination von dichten gebäudestrukturen und einer versammlung von menschen ergibt noch kein urbanes gefüge. wir leben in erster linie in einer architektur des menschlichen, nicht in einer architektur der formalen konstruktion, die von vielen architekten überbewertet wird. die körper der menschen müssen sich reiben, um die wahrnehmung zu intensivieren, egal ob dies physisch im realen oder verbal im virtuellen passiert. der widerstand regt uns an von der welt notitz zu nehmen - das ende wäre ein egoismus in einem freien reibungslosen raum.

analyse der aufgabenstellung:

aufgabenstellung war es, eine 3-dimensionale benutzeroberfläche für architekturfrühstücke im öffentlichen stadtraum von linz zu entwerfen, die nach jeder veranstaltung dem frühstücksort und der öffentlichkeit übergeben wird.

da sich meine erkenntnis über urbanität in erster linie über die komunikation der menschen untereinander definiert, ist für mich die frage, ob die orte, wo die architekturfrühstücke stattfinden sollen, urbane sind, hinfällig. das passieren des frühstücks selbst, das besprechen, diskutieren, beschreiben, erzählen, unterhalten und amüsieren selbst definiert das ereignis als ein urbanes, und somit auch den ort als einen im moment urbanen.

die zu entwerfende 3-dimensionoale benutzeroberfläche ist aus meiner sicht schon vorhanden, nämlich der 4-dimensionale raum. der 3-dimensionale raum wird entlang der zeitachse verschoben. also stellte ich mir die frage, ob es überhaupt notwendig ist, eine 3-d benutzeroberfläche zu entwerfen, da ja schon eine vorhanden ist. ist es nicht besser diese zu nutzen und zu stärken. eigentlich genügt es, die bereits vorhandene benutzteroberfläche den leuten zu verdeutlichen, sie irgendwie zu makieren und zu visualisieren.

die idee:

nachdem für mich die benutzeroberfläche selbst schon vorhanden ist, diese aber von vielen nicht wahrgenommen und somit auch nicht benützt wird, beruht meine idee darauf, die bereits bestehende benutzeroberfläche nur mehr zu verdeutlichen und aufzuzeigen.

hierfür sollen vor den veranstaltungen t-shirts, die als temporäre 3-dimensionale benutzeroberflächen fungieren, und auch als solche gekennzeichnet sind, gekauft werden. bei dem architekturfrühstück bekommen dann alle besucher und teilnehmer eine 3-dimensionale benutzeroberfläche (t-shirt), müssen diese dann montieren und sind somit bestandteil des systems. alle tragen die gleiche maske.

meine benutzeroberfläche lässt die bereits vorhandene benutzeroberfläche erscheinen, zeigt auf sie und macht sie uns bewusst, sie bildet eine schnittstelle zu ihr. die so aktivierte oberfläche bildet als ganzes eine schnittstelle zum urbanen, und mutiert gleichzeitig selbst dazu.

wärend des frühstücks sollen bilder aufgenommen oder ein film gedreht werden, der das geschehen festhält. mit diesem bildmaterial soll man dann plakate erstellen, die in folge am und um den veranstaltungsort aufgemacht werden (das urbane hat keine scharfe grenze, es fliesst....), somit bildet sich eine weitere struktur des urbanen aus. nach einiger zeit werden diese plakate nicht mehr existieren, teilweise entwendet, teilweise zerstört und teilweise von neuen plakaten (und somit neuen urbanen strukturen) überdeckt.

schema und umsetzung:

1. verteilung der 3-dimensionalen benutzeroberflächen an die leute:

3-dimensionale benutzeroberfläche

verteilung der 3-dimensionale benutzeroberflächen

2. das architekturfrühstück wird durch photographieren oder filmen festgehalten:

festhalten des frühstücks

3. mit dem aufgezeichneten bildmaterial werden plakate angefertigt:

plakate werden angefertigt

4. die plakate werden am und um den ort des geschehens angebracht:

plakate werden angebracht

potentiale des projekts:

  • es besteht die möglichkeit, die 3d benutzerobrefläche auch als werbeträger für die architekturfrühstückprojekte zu verwenden.
  • die überschüssigen exemplare der oberflächen können auch später noch mit einer dazugehörenden bedienungsanleitung vermarktet werden.
  • das tragen der benutzeroberflächen soll eine gewisse gleichheit und nähe unter den menschen vermitteln, und weiters ein lockeres klima erzeugen.
  • das projekt trägt ein sehr hohes potential von eigendynamik in sich, was eine der wichtigsten urbanen qualitäten ist.
  • die umsetzung meiner idee ist einfach zu verwirklichen.
  • die realisierungskosten des projektes werden relativ niedrig sein.